60 Jahre Ortsverband Uelzen

Uelzen – Die Kleinen verstehen die Welt nicht mehr. „Kinder vermissen ihre Freunde, sogar die Schule“, sagt Regina Erdmann. Die Sozialpädagogin beim Uelzener Kinderschutzbund hält im Corona-Lockdown den Kontakt zu Jungen und Mädchen, weiß deshalb, was diese in der Pandemie mit all ihren Folgen umtreibt.

Ihr Alltag ist ein anderer geworden. Die Nachbarskinder sind nicht einfach zu treffen, der Schulstoff muss teils zuhause gepaukt werden, Eltern sind stärker gefordert. „Unsere Sorge ist, dass die Schwächsten am Ende ganz hinten runterfallen“, sagt Gabriel Siller, Vorsitzender des Kinderschutzbundes.

Soweit soll es, wenn möglich, nicht kommen. Es ist genau der Ansatz, warum sich Menschen für die Uelzener Ortsgruppe des Kinderschutzbundes engagieren. Familien werden beraten und unterstützt, Kinder gefördert, Angebote gemacht, bevor es vielleicht zu spät ist. In Corona-Zeiten ist es nicht einfacher geworden, zu helfen. Auch der Kinderschutzbund ist den Infektionsschutzauflagen unterworfen. Es ist eine besondere Lage.

Kleiderkammer in der Garage

Das ist eine Parallele zur Gründungszeit. Seit 60 Jahren existiert nun genau die hiesige Ortsgruppe des Kinderschutzbundes. In Uelzen werden Anfang der 1960er Jahre Vertriebene und politisch verfolgte Flüchtlinge im Notaufnahmelager am Bohldamm aufgenommen. Agatha Schnepper, die 21 Jahren im Vorstand des Kinderschutzbundes saß, erinnert sich: „Es war die Zeit, in der viele Flüchtlinge zu versorgen waren. Frauen gingen in die Familie, überreichten Kleidung, Decken und Lebensmittel.“ Die Helfer bekommen einen Eindruck von den Kindern, so entwickelt sich die Idee, eine Ortsgruppe des Kinderschutzbundes aufzubauen.

Die Gründungsversammlung in Uelzen findet am 13. Januar 1961 statt, gut sechs Jahre nachdem der Bundesverband entstanden ist. Die Urkunde trägt Namen von Frauen. Eine Kleiderkammer ist seinerzeit in einer privaten Garage eingerichtet, später kann ein Keller in einem Haus genutzt werden. 1985 können an der Lüneburger Straße erstmals eigene Räume bezogen werden.

Verändert hat sich seitdem nicht nur die Anzahl der Mitglieder des Vereins – von 60 ist diese auf konstante 220 gestiegen. Heute hat der Kinderschutzbund auch ein anderes Ansehen: „Wir werden verstärkt als professionelle Einrichtung verstanden“, sagt Gabriel Siller. Mit Regina Erdmann beschäftigt die Ortsgruppe eine Sozialpädagogin. Über das DRK hat der Kinderschutzbund mit Ute Chlechowitz für das Projekt „Kita-Einstieg“ auch eine Unterstützung von einer Erzieherin.

Der Kinderschutzbund lebt zugleich vom Engagement der Ehrenamtlichen. „Sie sind nicht wegzudenken. Gleichzeitig wissen wir: Auch die professionellen Kräfte werden benötigt“, so Siller.

Ein Platz der Kinderrechte

Über die Jahrzehnte ist der Kinderschutzbund immer wieder mit neuen Entwicklungen in der Gesellschaft und der Erziehung konfrontiert. Darauf reagiere das Team, sagt Gabriel Siller.

„Wir schauen, welche Bedarfe es gibt. Was brauchen Eltern und Kinder?“, schildert die stellvertretende Vorsitzende Stefanie Reese. Entsprechend würden Angebote und Hilfen dann entwickelt. Zuletzt hat der Kinderschutzbund mit dem Projekt „Schüler helfen Schülern“ auf den ersten Lockdown reagiert. Unterrichtsstoff aus der Schule ist dabei nachgearbeitet worden.

Der Kinderschutzbund macht sich auch für die Rechte von Kindern stark. Für Uelzen soll – so wie in anderen Städten auch – ein Platz der Kinderrechte entstehen. So heißt eine Idee für die Zukunft. Damit soll das Bewusstsein für das Thema in der Bevölkerung geschärft werden.

www.kinderschutzbund-uelzen.de

Quellenangabe: Allgemeine Zeitung vom 08.01.2021, Seite 4