Vortrag: Fetales Alkoholsyndrom (FAS) und seine lebenslangen Folgen

Prof. Dr. Spohr

Einen aufrüttelnden Vortrag erlebten die Zuhörer am Weltkindertag im Rathaussaal. Der Wissenschaftler und Arzt Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr setzt sich seit über 40 Jahren für alkoholgeschädigte Kinder ein. Im Jahr 2015 wurde er für sein besonderes Engagement und seinen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung dieser Kinder vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Prof. Spohr gründete das FASD-Zentrum in Berlin, das an die Charité angegliedert ist. Fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) bezeichnen die vorgeburtlich entstandene Schädigung eines Kindes durch Alkoholkonsum der schwangeren Mutter. Das Alkoholsyndrom reicht von ausgeprägten Verhaltens- und Lernstörungen bis hin zu schweren körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen sowie irreparablen Schädigungen des zentralen Nervensystems.

Wenn werdende Mütter während der Schwangerschaft Alkohol konsumieren, kann das Kind lebenslange Schädigungen und Behinderungen davontragen. Dazu traf Prof. Spohr die grundsätzliche Aussage: „FASD ist eine lebenslange Behinderung, die zu 100 % vermeidbar ist, wenn Frauen während der Schwangerschaft auf Alkohol verzichten.“ Jährlich kommen deutschlandweit rund 3.000-4.000 Neugeborene mit dieser Störung auf die Welt. Das sind rund 0,6 % aller Neugeborenen. Am stärksten und nachhaltigsten wird das Gehirn geschädigt, woraus lebenslange Behinderungen folgen.

Kleinwuchs, Untergewicht, Mikrozephalus und Fehlbindungen im Gesichtsbereich sind oft Zeichen für FASD. Betroffene Säuglinge leiden auch unter Fütterungsstörungen, motorischer Unruhe und Schlafstörungen. Später manifestiert sich FASD in einer ADHS/ADS-Symptomatik. Die Betroffene zeigen häufig kognitive Einschränkungen und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion.

Ein wichtiger Aspekt ist Prävention: Starker Alkoholgenuss in der Schwangerschaft wird  zwar gemeinhin als schädlich wahrgenommen, ein Gläschen Rotwein am Feierabend oder ein „kreislaufstärkendes“ Glas Sekt hingegen als harmlos betrachtet. Auch in der Fachöffentlichkeit fehlt vielen die Kenntnis über Risiken selbst geringer Alkoholmengen während der Schwangerschaft. Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, wann und in welchem Ausmaß Alkoholgenuss in der Schwangerschaft bleibende Schäden beim Fötus auslösen. Deswegen sollten die Gynäkologen, Hebammen und Beratungsstellen von jeglichem Alkoholkonsum während der Schwangerschaft abraten.

Ein interessanter und lebendiger Vortrag, den Prof. Dr. Spohr mit vielen Fotos anschaulich unterlegte. Auf Publikumsfragen hin ergab sich im  Anschluss  eine engagierte Diskussion.