Vortrag: Kinder psychisch kranker Eltern
Vortrag zum Weltkindertag 2018
„Zeigen Sie Ihre Liebe!“
Praktische Tipps zu einem schwierigen Thema
Erschreckende Zahlen gab es gleich zu Beginn des Abends. Etwa 2,3 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Familien, in denen ein Elternteil durch eine psychische Erkrankung beeinträchtigt ist. Wie gehen diese Kinder mit der Erkrankung um? Was macht sie mit Ihnen? Mit welchen Auswirkungen muss das soziale Umfeld rechnen und wie kann man darauf reagieren? Dieser schwierigen Thematik war der Vortrag gewidmet, zu dem der Kinderschutzbund Uelzen anlässlich des Weltkindertages eingeladen hatte: „Kinder psychisch kranker Eltern – ihre Situation, Hilfen und Präventionsmöglichkeiten“. Dr. Alexander, Naumann, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des PK Lüneburg und Diplom-Psychologin Johanna Bosinski, wissenschaftliche Mitarbeiterin dieser Klinik, gaben Tipps und Ratschläge für Betroffene aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen, angefangen von Eltern bis hin zu ErzieherInnen und FamilienhelferInnen.
Kinder spüren sehr schnell, wenn Eltern Probleme haben, denn Eltern sind im Leben ihrer Kinder die wichtigsten Menschen und Bezugspersonen. Kinder beobachten ihre Eltern sehr genau – ihnen entgeht nichts, auch wenn sie noch klein sind. Wenn Kinder bemerken, dass mit ihren Eltern etwas nicht stimmt, können sie ganz unterschiedlich darauf reagieren. Oft stellen sie direkte Fragen, weil sie wissen wollen, weshalb ihre Eltern sich anders verhalten. Sie grübeln nach, weil ihnen manches Mal die Gelegenheit fehlt, über ihre Situation im häuslichen Umfeld mit einer vertrauten Person zu sprechen. Manche Kinder machen sich Vorwürfe oder fühlen sich schuldig. Kinder verlangen dann häufig mehr Aufmerksamkeit, in dem sie sehr unruhig sind oder sich auffällig verhalten. Beobachtet wird beispielsweise, dass sie mutwillig Dinge zerstören, aggressiv sind oder Streit suchen. Andererseits können Kinder unter diesen Bedingungen auch sehr anhänglich werden. Auffällig häufig helfen sie sehr viel im Haushalt mit, weil sie merken, dass hier ihre Hilfe am nötigsten gebraucht wird.
In diesen Fällen können betroffene Elternteile, eventuell mit professioneller Hilfe, schon mit kleinen Dingen ihren Kindern zur Seite stehen. Entscheidend für das Wohlergehen ihrer Kinder ist in jedem Fall, offen mit dem Thema umzugehen. Die Wahrheit verkraften Kinder viel besser, als über viele Jahre im Ungewissen zu leben. Auch ist es wichtig, dem Kind zuzuhören und es gut zu beobachten, um gegebenenfalls früh ein Hilfeangebot von außen zu holen. Ratsam ist, so gut es eben geht, an vertrauten Situationen und Ritualen, beispielsweise der Gutenachtgeschichte, festzuhalten. Kindergarten und die Schule als Institutionen sollten in die Problematik mit eingebunden werden, damit auch von dieser Seite bestmögliche Unterstützung erfolgen kann. Eltern sollten akzeptieren, wenn ihr Kind sich einer anderen Person anvertraut, da der Austausch mit Außenstehenden entlastend wirken kann. Der wichtigste Ratschlag gilt uneingeschränkt und grundsätzlich für alle Eltern: Zeigen Sie ihrem Kind Ihre Liebe!